…wie eine Bubble im Champagnerglas…

nee – eher wie ein Strohhalm im Crashice… so fühle ich mich grad.

Sitze nicht in der Bahn – obwohl – ungeheizt wäre das sicherlich eine liebevolle Umschreibung für meinen Zustand.

Habe gerade den ersten Schritt ins kalte Wasser getan – bin am Reinrennen – Umkehr nicht möglich. Der schmale Eisfilm bricht, klirrt, zerspringt. Jeder Schritt bringt mehr Bruch. Das Eis lässt sich nicht wegschieben, bricht erneut. Zwölf mal. Dann lass ich mich fallen, sinke ein, hole tief Luft – die Kälte tut weh als sie meinen Körper erobert. Stoße mich vom Grund ab und schwimme. Das Wasser ist nicht tief – sechs Schwimmzüge schaffe ich raus auf den See. Drehe mich auf den Rücken – atme – schaue in die Sterne. Denke an den Sommer – an den Feldrand. Sommersterne über mir.

Ist jetzt das Herbstviereck – Pegasus – welches noch zu sehen ist. Cassiopaia erkenne ich. Die steht immer da. Mit Kepheos und Andromedar. Drehe mich zurück auf den Bauch und schwimme mit langen Zügen zurück an den Strand. Sieben Mal atmen. Ignoriere die aufkommende Verspannung der Nackenmuskulatur und wundere mich jedesmal aufs Neue, wie schnell Füße und Hände auskühlen. Um mich herum klirrt das zersplitterte Eis. Fühle den Grund unter den Füßen, die langsam taub werden. Würde gern schnell aus dem Wasser rennen. Geht nicht. Kleine Eisschollen umspielen meine Oberschenkel – schnell – ist eingefroren…

Steige aus dem Wasser, fühle meine Füße nicht mehr… hier irgendwo müssen sie sein, denke ich als ich das Handtuch von den roten Klogs nehme. Ja – da sind sie – haben den Weg in die Klogs von allein gefunden. Werfe mir mein Handtuch über und rubble erst mein Gesicht, dann die Arme, den Bauch, die Beine.

Guten Morgen, Charlotte, sage ich laut. Mein KLEINES VORMIR bricht sich demonstrativ einen Eiszapfen von der Nase und lutscht an ihm. Das KLEINE HINTERMIR haucht sich auf die Fingerspitzen und zeigt mir einen Vogel… soweit das mit eingefrorenen Fingerspitzen geht…

Mich flutet eisige Hitze. Den Rücken rauf, an den Armen vorbei – zaubert einen tiefen Rose´Ton auf meinen beinah trockenen Körper. Greife zu meinem Wollshirt, streife es über das Rose´, ziehe den Wollpullover mit dem dicken Rollkragen drüber, steige in die Jeans, wickel` mir den Schal um und setze die Mütze auf, Die nassen Haarspitzen tropfen in den Schal. Daunenjacke drüber und Handschuhe an. Fertig.

Werfe einen letzten Blick über den See. Langsam wird es heller, winterhell im Herbst. Von Dunkel zu grau. Höre den Fischreiher schimpfen und ein paar Enten quaken. Fühle eine Ruhe in mir und bin mir bewusst, wie unendlich kostbar es ist – Strohhalm im Crashice zu sein…