…so fühlt`s sich an – weil: Sommerzeit seit Sonntag… unter anderem…
Zeit vergeht gerade anders. Mal abgesehen davon, dass ich seit Sonntag immer das Gefühl habe, was verpasst zu haben – oder immer zu spät zu sein – ist´s mit der Zeit wirklich ein seltsam Ding.
Es scheint als hätt`ich mehr davon. Es passt grad sehr viel in meinen Tag. Was auch daran liegen mag, dass die Zeit um mich herum still zu stehen scheint. Weil ALLES still steht.
Laufe durch die Stadt. Komme an Geschäften vorbei, die alle ein Schild an der Eingangstür zu kleben haben. Steht überall das selbe drauf – und hinter allen Türen lauert nur das Dunkle, Verschlossene. Hinter jeder dieser Türen hocken die Verzweiflung und die Hoffnung. Hinter jeder dieser Türen kämpfen Existenzen um ihr Überleben.
Das Überleben findet Draußen statt. In den Parks, auf den Wiesen in der Sonne. Ich sehe einen Boxer mit seinem Sparringpartner – die tun´s heftig. Sehe Kinder mit ihren Eltern – die naturgemäß in der Schule und im Büro wären – durch den Park radeln und hier und da Leute miteinander reden… selten mehr als zwei und immer mindestens 2 Meter Abstand haltend… Was dazu führt, dass Unterhaltungen nicht mehr vertraulich geführt werden können… Aber – wozu Vertraulichkeit, wenn doch eh nur EIN Thema thematisiert wird..?
Komme an meinem Lieblingscafè vorbei. Dort steht die Tür weit offen. Der Betreiber erkennt mich – trotzdem bleibe ich vor der offenen Tür stehen. Er hat noch eine Kundin und bevor die nicht aus dem Laden geht, kann ich nicht reinkommen. Es braucht einen Moment bis die Frau versteht, warum ich nicht eintrete. Klar – das ist so eine fremde und neue Situation – die ist noch nicht automatisiert. Was mich ja sehr glücklich macht. Krieg immer noch einen Schreck, wenn mir plötzlich jemand aus dem Weg springt, weil ich abrupt vor einem Plakat stehen bleibe…
Ich nehme ein Croissant und einen Kaffe to go. Mehr geht eh nicht . Sehe dicke Sorgenfalten im Gesicht des Betreibers. Seine Fahrigkeit beim Kaffemachen. Mag mir nicht vorstellen, was es für ihn bedeutet nur noch to go verkaufen zu können. Versuche es mit zwei, drei netten Worten – die hängen in der Luft – bleiben da… Und die Zeit vergeht nicht…
Laufe weiter – Croissant in der linken und Kaffee in der rechten Hand: Charlotte, rasselts da vom KLEINEN HINTERMIR, bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist – essen in der Öffentlichkeit…? Ich halte inne. Oha. Das ist ein ernster Einwurf.
Trägst du nicht Handschuhe? , kommt´s Augenzwinkernd vom KLEINEN VORMIR, ja, sage ich – klar – und das Croissant steckt in einer Papiertüte… da kann doch eigentlich gar nichts passieren, oder ? So sicher ist sich mein KLEINES VORMIR dann doch nicht. Plötzlich bin ich satt und werfe die noch gut gefüllte Tüte in den Müll… Die Bahn kommt.
Sie ist so leer, dass wir uns alle gut auf 2 Meter Abstand halten können. Ich stöpsle mir die Ohren zu und versinke in dem Song, der mich schon seit mehreren Tagen begleitet.
Here comes the river… Patrick Watson…
Niemand hat dir gesagt, wie schwer es werden würde… gibt kein Wort in der Welt, um den Schmerz zu heilen… Kannst den Kopf kaum über Wasser halten… hier kommt der Fluss (das Wasser) – mit all seiner Kraft…
Oha…das ist meine – sehr persönliche Übersetzung – und ein Stück weit, passt sie in die Zeit – die so anders vergeht – so anders, dass es scheint als wären wir aus der Zeit gefallen…