Strande am Wärmewartehäuschen. Von dem habe ich schon erzählt und beschlossen – es gehört mit zum Bahnfahren.
Die Bahn, die ich um diese Zeit IN der Woche nehmen kann, fährt am Wochenende nur alle zwei Stunden. Um diese Zeit also gerade nicht. Erst in einer Stunde wieder. Die nächste Bahn, die mich in die Heimat bringt, steht schon auf der Anzeigetafel. In fünfundzwanzig Minuten also.
Mir ist kalt. Ich friere seit wir Frühling haben. Erinnere mich an das Wärmewartehäuschen und steuere zielstrebig auf die Mitte des Bahnsteiges. Dort steht es.
Aber… ich komm nicht rein. Die Tür wird von innen zugehalten. Ich bin leicht irritiert. Eine junge Frau steht vor dem Wärmewartehäuschen und schiebt die Tür samt Tochter auf. Das kleine Mädchen weint jetzt, weil sie doch niemanden reinlassen will. Versteh ich total – das Wärmewartehäuschen sieht innen aus als hätte ein Bombe eingeschlagen. Da würd ich auch keinen reinlassen wollen.
Pizzastücken liegen auf dem Boden, Krümel groß und klein auf den Bänken, der Fußboden klebt. Heroisch steige ich über den Dreck weg und suche mir ein winziges Plätzchen auf einer Bank. Die Mutter – sie ist doch die Mutter..?, sagt immer nur: „sorry, sorry – das waren meine Kinder…ich mach`s gleich weg…“ Sie gibt sich wirklich Mühe.
Ich zähle eben mal, was da alles um mich herum wuselt. Ein kleines Mädchen – vielleicht vier – das war die Kleine, die die Tür zugehalten hat. Dann gibts noch einen Windelträger – vielleicht anderthalb, der sich die runtergefallenen Pizzastücken in den Mund stopft. An meinen Beinen hält sich ein etwa Dreijähriger fest. Auch er klaubt mit einer Hand Pizzabrocken vom Boden. Dann sitzen da noch zwei Teenager. Die sagen nix, gehören aber offensichtlich auch zu dem Clan. In der Mitte steht die junge Frau am Kinderwagen und nimmt Caprisonne aus einem Karton. Das Verteilen führt zum Chaos. Alles schreit und zerrt gleichzeitig am Karton. Der Karton zerreißt und die Caprisonnen liegen unten. Der Kleinste hopst auf eine Tüte. Ich geh in Deckung.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich bereits einen Arbeitstag hinter mir habe und mich auf eine entspannte Heimfahrt freue…? Inklusive entspanntem Warten im Wärmewartehäuschen…??? Nee…???
Ich hole tief Luft, stöpsel` mir meine Ohrstöpsel in die Ohren und drehe die Lautstärke in den gelben Bereich. Schließe die Augen und versuche das Chaos auszublenden.
Musik geht los. Arabisch, türkisch – was weiß ich. Extrem laut. Die Vierjährige sitzt am Fenster und hat keine Ohrstöpsel. Aber ein I – Phone. Rosèfarben.
Da schwenkt mein KLEINES HINTERMIR die weiße Flagge. Du hast recht, sage ich, überlassen wir der Viel-Kind- Familie das Feld. Ist grad eh nur ein Wartehäuschen – OHNE Wärme. Die Heizspiralen sind aus.
Ich stehe auf, werfe einen Blick auf die Kinderschar und die junge Frau – die wirklich versucht Einhalt zu gebieten. Streife die kleinen Hände von meinem Hosenbein. Wende mich zur Tür, frage nicht, ob sie Hilfe braucht.
Hinter mir brüllt die Kleine: “ aber ich mach doch leise, jetzt…“ Nee – ist mir zu viel. Laufe durch den beginnenden Nieselregen zum Anfang des Bahnsteigs, setze mich auf einen eisigen Metallstuhl. Friere…
Mein KLEINES VORMIR murmelt leise – aber süß waren die schon, oder Charlotte…?!
Liebe Charlotte. Was für unangenehme Minuten du hast erdulden müssen ! Und trotz der Kälte glücklicherweise überlebt….Un-ökologische Leute gibt es leider überall und irgendwo. In Marseille wurde letzte Woche unser Vieux Port (Alter Hafen), der sich mitten in der Stadt befindet, von Ehrenamtlichen gereinigt. Im Wasser waren Reifen, Barstühle, und sogar Kickboards ( neue gefährliche Mode) und vieles anderes zu finden! ….Andere Länder, gleiche Sitten! Liebe Grüsse und warme Sonnenstrahlen für dich. Es ist Zeit, am Meer zu liegen….ich gehe sofort dahin!
LikeLike