…koitus interruptus….
Nee – noch nicht.
Jetzt sitze ich gerade ziemlich verhungert in der Bahn. Fahre eine fremde Strecke und bin schon ewig unterwegs, weil eine Signalstörung die Bahn immer mal wieder lahm legt. Ein Mann rauscht rein. Balanciert einen schwarzen kleinen Kaffeebecher auf der Hand und hält in der anderen eine Tüte mit einem Baguette. Stellt den Kaffeebecher zwischen seine Beine und ich denke : oha – gefährlich….
Irgendwie schafft es der Mann von seinem Baguette in der Tüte zu beißen und gleichzeitig seinen Kaffeebecher festzuhalten. Mein Magen stöhnt laut auf. Ich versuche, mich von ihm zu distanzieren.
Der Mann dreht seinen Kaffeebecher ein wenig und ich erkenne einen Schriftzug. CUCCI. Auf dem Kaffee befindet sich eine Crema. Das ist ungewöhnlich. Die meisten Kaffeebecher, denen ich begegne, haben nicht mal eine Ahnung von Crema. Deshalb trinke ich unterwegs keinen Kaffee. Aber von diesem hier hätte ich schon gern einen Schluck.
Vor meinem inneren Auge baut sich eben ein FataMorgana auf: die Türen meiner Bahn öffnen sich direkt vor einem CUCCI Stand. Keine Schlange, an die ich mich anstellen muss, der kleine Kaffee mit Crema strömt dunkel in den schwarzen Becher, und es gibt eine Butterbrezel mit Schnittlauch… Mein Magen stöhnt ein weiteres Mal – Distanz fällt schwer…
Meine Station wird angesagt. Die Türen öffnen sich. Direkt vor einem CUCCI Stand. Ganz allein steht ein junges Mädchen hinter der Theke und scheint nur auf mich zu warten. Der Kaffee strömt dunkel und mit Crema in den kleinen schwarzen Becher, und es gibt tatsächlich eine Butterbrezel mit Schnittlauch. Während ich mich sortiere und bezahle, bildet sich hinter mir eine Schlange.
Vom innerlichen Glück ganz besoffen, steige ich die Stufen zum nächsten Bahnsteig nach oben, finde eine Bank und beginne zu genießen. Damit bin ich nicht allein – womit ich mich langsam der Überschrift mit Untertitel nähere und jeder unter 16 jetzt bitte nicht weiter liest.
Vor mir – zwischen den vielen Gleisen auf einer Betonleiste – sitzt ein turtliges Taubenpaar. Sie schnäbeln. Sehr intensiv. In meiner Welt wäre das – das Vorspiel. Er rennt immer wieder um sie rum, pickt mit seinem Schnabel zärtlich in ihr Gefieder – bis beide wieder im Schnäbeln versinken. Hola – denke… wusste gar nicht, dass Tauben so eine Nähe aufbauen können. Das Schnäbeln wird noch intensiver und ihr Schwanz beginnt zu vibrieren. Er löst sich von ihr und trippelt ein weiteres Mal um sie herum. Auf der Suche nach dem besten Platz, um sie zu erklimmen. Er findet ihn, hüpft auf sie und will sich so richtig in ihr versenken – da kommt mein Zug – braust auf sie zu und … siehe Untertitel…
Tolle Story…. bei „…koitus interruptus….“ da muss ich glatt an Känguru denken 😉 Den Marc Uwe habe ich heute gerade zum 100x im Auto gehört!
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Hey… Danke…. das Känguru mag ich auch … und es ist nur in meinem Ohr – nicht in meinem Kopf…..😃
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Liebe Anna,
Ja das Känguru ist nicht nur gut, sondern eine Philosophie in meinen Ohren 🙂
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Liebste Charlotte,
Hin und wieder sollte man einen Zug ausfallen lassen und sich auf das wesentliche konzentrieren -finde ich- zumal essen und trinken gewärleistet waren 😏
Jedenfalls wieder zauberhaft.
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Stimmt … und das Wesentliche dann aufschreiben, lieber Novembermann…
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Liebe Charlotte! Entdeckung Kaffee mit Crema, Sinnenfreude. Koitus interruptus, der Frühling nähert sich…Liebe Grüsse!
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…absolut … alle Sinne geschärft …. nur gegen die Frühjahrsmüdigkeit komm ich nicht an ….😃
Liebste Grüße
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