Feuer und Eis…

…lauern in den Verpackungen, die der Siebenjährige mir gegenüber aus einer Tüte holt. Offensichtlich hat der Papa ihm gerade Geschenke gemacht. Und scheint dabei ein kleines schlechtes Gewissen zu haben: „ist vielleicht besser, du zeigst sie deiner Mutter erst, wenn ihr zu Hause seid“, sagt er und streichelt seinem Sohn kurz über die Wange.

Aha – denke ich – ist wohl ein Teilzeitpapa – der Papa da vor mir.

Der Sohn hat nix gehört. Er ist beschäftigt – mit den Verpackungen. Nicht nur, dass sich die Packung an sich schlecht öffnen lässt – so ohne Schere…

Nee – die Wesen sind so gefährlich, dass sie auch noch angekettet werden mussten. Heißt, dass der Feuerstier – sehr real mit versengtem Rückten und tiefroter Haut – um jeden Huf einen silbernen Draht trägt, der fest mit der Pappe vertäut ist. Die kleinen Finger haben keine Chance. Und bald auch keine Lust mehr.

Papa hilft und zwei Stationen später ist der Feuerstier befreit. Seinen Gegner – einen Eiswolf, der tatsächlich grünliche Eiswürfel auf seinem Rücken trägt, hat es noch schwerer getroffen – hier sitzt auch der Schwanz in einer silbernen Schlinge…

Der Kampf beginnt – eine Station später – Papa weiß inzwischen, wie man die Knoten entwirrt. Feuerstier hat von Anfang an keine Chance – der Junge ist ein Winterkind und eindeutig auf Seiten des Eiswolfes. Der sieht schon cool aus – mit seinen grünen, gezackten Eiswürfeln auf dem weißen Fell. Und Knurren kann er auch außerordentlich… Feuerstier dampft vor sich hin als Eiswolf ihm an die Kehle geht. Die Sterbegeräusche sind für einen Siebenjährigen sehr eindrucksvoll und ich kriege Gänsehaut.

Jetzt wird mir auch klar, warum die Geschenke erst gezeigt werden sollen, wenn der Papa sich außerhalb der Kindsmutterreichweite befindet… Echtes Konfliktpotential nenn ich das…

Der Junge hat Spaß, vergisst die Zeit und liebt den Todeskampf. Feuer und Eis… Als ich aus dem Fenster schaue, taumelt eine Schneeflocke an mir vorbei. Und dann noch eine.

Yeah, denke ich  – Zeit für den Eiswolf…

 

 

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2 Kommentare zu „Feuer und Eis…

  1. LIebe Charlotte. Ich hielt mich im Süden Argentiniens auf und wurde nicht mit Feuerstiern, sondern bei Ushuaiä auf einer Insel mit unzähligen lieblichen Pinguinen konfrontiert ….Keine Plüschpielzeuge… Liebe Grüsse.

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    1. Ach so ein Pinguin in der Bahn, lieber Marseiller….könnt ich glatt drüber schreiben …. aber zum Zoo ist es näher als bis in den Süden Argentiniens…
      Wobei – dort wird es wesentlich schöner sein als im Zoo (für die Pinguine)….😉
      Liebste Grüße
      Charlotte

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