…wie kommt mein Kleines VORMIR dazu, mir solch eine Frage zu stellen? Oder mir überhaupt eine Frage zu stellen. Noch dazu eine EINWORT- Frage…?!
Nichtsdestotrotz erwartet es mit einem unglaublich unmännlichen Augenaufschlag eine Antwort.
Die kann ich ihm aber nicht geben, weil in diesem Augenblick ein Cello die Bahn betritt. Ein Cello im Mantel. Dick verpackt. Als sich das Cello an eine Sitzbank lehnt, entdecke ich auch die dazugehörige Musikerin. Eine ältere Asiatin – bestimmt einen Kopf kleiner als ihr Instrument – streichelt liebevoll über den Klangkörper und setzt sich.
Das Kleine VORMIR zupft an meinen Ohrstöpseln.
Du hast meine Frage nicht beantwortet, Charlotte, beschwert es sich. Leise lege ich meine Finger an die Lippen. Aus dem herausgefallen Ohrstöpsel dringt Cellomusik. David Darling.
Stell dir vor, diese Frau würde einfach anfangen zu spielen, flüstere ich dem Kleinen VORMIR ins Ohr. DAS wäre Glück – echtes, pures, reines Glück – sage ich. Mein Kleines VORMIR sieht mich sinnend an. Dann ist es weg. Dafür zupft jetzt mein Kleines HINTERMIR an den bereits rausgefallenen Ohrstöpseln. Und zwar so heftig, dass sich der Lautstärkeregler in den aller rötesten Bereich katalpultiert und David Darling – ziemlich blechern – aus den Ohrstöpseln daher kommt.
Schnell ziehe ich die Ohrstöpsel ganz aus dem Telefon.
Stille.
Mein Kleines HINTERMIR tritt – leise „Entschuldigung“ murmelnd – den Rückzug an.
Die Asiatin schaut auf. Schaut mich an. Schaut auf mein Telefon und meine losen Ohrstöpsel. Sagt kein Wort. Beginnt den Reißverschluss des Cellomantels zu öffnen.
Einmal ganz rum um ihr Instrument. Dann holt sie es vorsichtig aus der Umhüllung. Setzt sich sehr gerade auf die Bank, nimmt das Cello zwischen die Beine, schaut mich mit einem kleinen Leuchten im Blick an und beginnt.
Ich erkenne das Stück: Ketil Bjornstad & David Darling – The River IV…
Das Piano fehlt – klar – aber es ist eindeutig The River IV… Mir fehlen die Worte. Ich lausche und glaube es einfach nicht. Da sitzt eine Musikerin und spielt meine Lieblingscellomusik. In der Bahn…
Das Stück ist nur kurz – gleich ist es zu Ende – aber sie hängt noch The Lake dran. Der letzte dunkle Ton macht sich auf den Weg – dann ist es vorbei. Ich atme endlich aus – kann nichts sagen – nur vor mich hin lächeln und versuchen alle Töne in mir zu behalten.
Was für ein Geschenk. Die Asiatin verstaut ihr Cello, neigt kurz ihren Kopf und lächelt zurück. Ohne ein Wort stemmt sie sich das Cello auf die Schulter und verlässt den Waggon an der nächsten Station.
DAS ist GLÜCK… Unverhofft, unerwartet, ungeteilt…
Ihr Lieben,
auf dass ihr im neuen Jahr ebenfalls Momente erlebt – unverhofft glückliche Momente, die bei euch bleiben – tief in euch. Die nicht geteilt werden wollen – aber vielleicht gemeinsam erlebt.
Liebste Charlotte,
Du hast mich -auch in den letzten Stunden des Jahres- nicht enttäuscht und mir mit einer wunderbaren Geschichte das Herz geöffnet. Ein privates Konzert in der Bahn, durch pure Gedanken bewirkt, wunderbar und ein gelingender Jahresabschluss. Danke dafür. Komm auch im neuen Jahr gut durch die Bahn, ohne Wartezeiten, Verspätungen oder sonstigen Widrigkeiten.
Bis zum nächsten Jahr, ich freu mich darauf -glaub mir-
Bis dahin und den besten Wünschen von deinem
novembermann 🙂
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Lieben Dank, lieber Novembermann …. hab ein sonniges Jahr – ein glückliches Jahr …
alles Liebe für dich und Schöööön Weiterlesen …😉
Freu mich immer über Kommentare ….weißt ja….
Charlotte
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Darauf kannst du dich verlassen. Ich warte auf den ersten Charlotte Band. In diesem Sinne
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Liebe Charlotte…und ich entdecke gerade die wunderbare Musik von Ketil Bjørnstad and David Darling – The River IV….Ja, wirklich ein Glück an diesem Jahresbeginn. Danke liebe MCharlotte und beste Wünsche und liebste Grüsse.
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Das ist schön, lieber Marseiller- gute Musik in die Welt zu tragen….! Hab ein – dich erfüllendes Jahr…
Liebste Grüße
Charlotte
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