…überrennen mich…
Höre Balbinas Trübsaal. Das fordert mich heute. Sonst auch – aber heute besonders. Von überall her strömen Satzfetzen und rennen an gegen die Worte in meinem Kopf.
Vor mir liest ein Papa seiner kleinen Tochter vor. Beide haben sich eingekuschelt – sitzen wie auf dem Sofa daheim – ganz eng beieinander. Er hält das Buch – es geht um ein Pinguinkind – sie folgt mit ihren kleinen Fingern den Umrissen der Zeichnung und kuschelt sich immer enger an seine Schulter. Sieht fast aus als würde sie einschlafen wollen – da reist ein sehr irdisches Klingeln – so ein ganz, ganz altes I-phone Klingeln, die beiden auseinander. Und wo eben noch ein dunkles Gemurmel war, klingts jetzt sehr weiblich und sehr verschnupft aus dem Lautsprecher. Oh nee… LAUTSPRECHER…
Noch mehr Worte. Nasal, fiebrig – total erkältet… Aha. Die Gaby also. Hat die Sommergrippe gegen Herbsthalsweh eingetauscht. Na sowas. Die beiden wünschen ihr gute Besserung. Es macht klick. Stille.
Nee…
Ich hab ja noch einen jungen Mann neben mir. Beinah neben mir – der Gang trennt uns.
Der fängt plötzlich an zu gestikulieren und sich zu ereifern. Beinah lautlos. Dann hört er wieder auf. Schreibt Wörter in sein Spiralheft, streicht, schreibt weiter, schiebt die Brille hoch, streicht erneut. Aha… Eine Rede…?
Wieder beginnt er zu gestikulieren und auf sein unsichtbares Publikum lautlos einzureden. Vehement. Politik..? Kongress…? Oder probt er für seine zukünftigen Kinder…? Sieht schon ein bisschen gruselig aus. Da will ich nicht Kind sein.
Urplötzlich hält er inne und fixiert mich. Shit. Habe ich wieder laut gedacht…? Er deutet auf meine Ohrstöpsel und macht eine drehende Handbewegung. Hmmm… was will er denn…? Lauter, leiser…? Irritiert nehme ich sie kurzer Hand aus den Ohren, die Ohrstöpsel. Er grinst jetzt ein wenig verlegen: „ähm – bei Balbina kann ich mich nicht konzentrieren“, sagt er… „Die hat immer so viele Worte… komm ich nicht gegen an, wenn ich selbst auf Wortsuche bin. Ist dringend… kannst du leiser machen…?“
Ich nicke, versuche mein Rotwerden zu unterdrücken und fummele die Stöpsel wieder in meine Ohren. Ganz leise erreicht mich Balbina´s Song STILLE…
Ach liebste Charlotte …..
Ein Vater, der in der Bahn seinem Kind vorließt, eine wunderbare Vorstellung in der heute schnell lebigen Zeit – kein E Book sondern Papier mit seinem eigenen Geruch – wunderbar.
Und dann noch einer der Papier benutzt fast nicht zu glauben.
Wie gesagt, wunderbar und ich kann es kaum glauben.
Liebe Grüße und Dank für den Wochenbeginn 💫
LikeLike
Alles echt und passiert, lieber Novembermann… Worte auf Papier, gelesen, gehört, gelebt….
Komm gut durch deine Woche…
Liebste Grüße
Charlotte
LikeLike
Liebe Chalotte…Es klingt wie der Anfang einer Novelle….Sehr angenehm…Fortsetzung folgt…Liebste Grüsse.
LikeLike
Fortsetzung folgt…, lieber Marseiller… sei gewiss…;)
Liebste Grüße- heut ziemlich herbstlich…..
LikeLike