Schubladendenken…

…weigere ich mich zu denken.

Sitze ziemlich verhungert in der Bahn. Der Tag war lang. Die letzte Pause liegt Stunden hinter mir, und es gab auch nur noch einen Kaffe. Der Waggon füllt sich. Erst kommt der Mann, dann der Duft. Oder Geruch. Oder, was auch immer mir da um die Nase wabert. Es riecht nach viel Zwiebel. Außerordentlich viel Zwiebel. Passend zum Mann. Der ist außerordentlich voluminös. Mir sind ja schon viele, wirklich umwerfend, voluminöse Menschen begegnet. Aber dieser hier – sprengt den Rahmen. Nicht nur sprichwörtlich.

Er braucht die ganze Sitzbank allein für sich. Die ist ja eigentlich für zwei. Nee – heut passt da keiner mehr hin. Das ganze Abteil ( vier Leute) scheint geschrumpft zu sein.

Aber – von dort kommt das Wabern. Der Geruch nach Zwiebeln. Ich sehe ihn förmlich vor mir – den Döner. Den unglaublich voluminösen Döner für diesen unglaublich voluminösen Mann.

Mir tropft der Zahn. Mein Magen knurrt rebellisch. Ich finde in meiner Tasche einen Spekulatius. Total zerbröselt. Mag mir nicht vorstellen, wieviel Zeit vergangen ist – zwischen in und out. Leerer Bauch macht Straßenräuber und die Gedanken dunkel.

Wieso muss der jetzt ausgerechnet hier seinen Döner essen, denke ich … Kann der nicht den nächsten Zug nehmen…?

Und überhaupt… Warum muss ein derartig voluminöser Mann ausgerechnet Döner essen…? Glaubt er, der Salat darin macht schlank…?? Kann der nicht einfach nur Salat essen..? Bekommt ihm bestimmt besser.

Meine Gedanken sind pure Schwärze. Der Mann steht auf.

Shit… Habe ich schon wieder laut gedacht…? Er schüttelt sich einen Zwiebelring von der Hose. Knistert mit der Serviette. Faltet einen Pappkarton.

Pappkarton… ? Wieso Pappkarton…? Seit wann gibts Döner im Karton…? Der voluminöse Mann schiebt sich auf dem Weg zur Tür an mir vorbei. Ich erhasche einen Blick IN den Pappkarton. Der ist auch ziemlich voluminös.

Und dann werde ich innerlich ganz rot. So ein schamrot ist es sogar: Im Karton liegen Reste von Salat. Salatbar steht auf der Serviette. Kann ich grad noch erkennen. Oha.

Salatbar – kein Döner… Nur Zwiebelringe. Und Schubladendenken…

Ich weigere mich… Versprochen… und leiste innerlich Abbitte…

 

 

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10 Kommentare zu „Schubladendenken…

  1. Ach liebste Charlotte, ich glaube das „Schubladendenken“ ist uns allen gegeben. Ist nur immer wieder gut, wenn man flexibel bleibt, bereit ist, die Schubladen regelmäßig neu zu sortieren und umzupacken. Das ist am wichtigsten. 🙂

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      1. …😳… die Negierung der Negierung… ..?? Du machst es mir echt nicht leicht, Novembermann … aber ich hab schon verstanden….😉

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  2. Ja, liebe Charlotte,
    wir sind eben alle nur Menschen und die denken zum großen Teil in Schubladen, aber wenn man sich dessen bewusst ist und man hin und wieder versucht, die Schubladen anders zu befühlen, dann muss man kein schlechtes Gewissen haben.
    Außerdem ist alles Gedachte anders, böser, gemeiner, wenn man Hunger hat…
    Liebe Grüße
    Tini

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  3. Liebe Charlotte. Als Südländer musste ich wegen dem Zwiebelngeruch lachen, obwohl ich für dich Mitleid in dieser unangenehmen Situation empfinde… Zwiebeln gehören am Mittelmeerraum zu vielen Speisen. Gestern haben wir zuhause Grünsalat mit Olivenöl und dazu einige roh geriebene Zwiebelzückchen gegessen. Lecker! Versuche mal ! Liebste Grüsse und guten Appetit!

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