Sitze in der Bahn im Halbdunklen. Liegt nicht an der Tageszeit oder dunklen Wolken, die über mir dräuen – liegt am Graffiti. Mehr als die Hälfte der großen Scheibe ist besprüht. Schön dunkelblau und lila. Mit roter Schrift. Mehr kann ich nicht erkennen. Sitze ja drin. Sehe nur, dass sich das Graffiti über ein weiteres Fenster und die Türen zieht. Oha, denke ich, äußerst ungewöhnlich…
Klar, ab und zu begegne ich Graffiti auf Zügen. Bin mir nur nicht sicher, ob gewollt oder ungewollt. Kann ich schlecht einschätzen. Manches ist Kunst, manches eher nicht…
Ich wüsste gern, ob ich hinter Kunst sitze oder ob`s nur diese Kürzel sind. Kürzel sind doof. Ich, als absolute Außenseiterin, kann damit nichts anfangen. Kürzel sind was für Insider. Für die Szene.
Da sitze ich also im Halbdunkel und sinniere über ein Graffiti. Kann auch nicht aussteigen, um es zu betrachten. Erstens würde die Bahn ohne mich weiterfahren und ich hätte wieder das Problem mit dem Anschluss… zweitens – ich würde gar nichts sehen – das Graffiti befindet sich nämlich auf der rechten Seite. Aber in allen Bahnhöfen öffnen sich die Türen zur linken Seite. Och manno. Schade.
Stopp – mein Endbahnhof. Da liegt der Bahnsteig rechts ! Und die halbe Minute für den Blick hole ich mit einem Sprint wieder raus.
Okeeeee. Während ich mich moralisch auf den Sprint vorbereite, schaue ich aus dem linken Fenster und sehe einen Esel an mir vorbei gleiten. Und dann gleich noch einen. Haaah… Selektives Schauen, nenn ich das. Die Esel sind Graffiti am Brückenpfeiler. Und dahinter kommt das Kürzel…
Logisch – je mehr mich dieses spiegelverkehrte Graffiti – rechts von mir – in seinen Bann zieht, um so aufmerksamer werde ich. Sehe gerad noch ein riesiges Herz mit – Maria und Ich… an mir vorbei ziehen. Steht auf einer Mauer geschrieben. Wobei ich da jetzt doch einen Unterschied machen muss. Nur Schrift ist noch kein Graffiti. Für mich. Ich mag die Kunst des Graffitis. Egal, ob auf Mauern, Stromhäuschen oder Verteilerboxen. Und auf der Bahn mag ich sie auch.
Wobei ich Glück habe, dass ich in der S Bahn sitze. Habe nämlich gehört, dass die U – Bahn keine Züge mit Graffiti fahren lässt. Hmmm. Wo bleibt da die Logik…? Ist doch eh dunkel im Tunnel. Wen stört´s, dass man weniger sieht?
Mein Endbahnhof wird angesagt und ich bin hibbelig. Die Türen öffnen sich. Ich stürme raus und – erkenne nichts. Lauter Menschen davor. Die Uhr tickt… Für eine Aufnahme mit dem Telefon laufen immer noch zu viele Menschen an mir vorüber. Jetzt ein Lücke – EIN Foto kann ich machen. Dann renne ich die Treppen runter, durch den Tunnel und die Treppen wieder rauf. Der Zug fährt ein… Das nenn ich Timing ;)…
In aller Ruhe betrachte ich mir auf dem letzten Stück Heimweg das Graffiti, welches mich eine ganze halbe Stunde in Atem gehalten hat.
Hmmm, denke ich. Aha. Ist eben Kunst… Interpretationssache. Wäre vielleicht zu erkennen, wenn die Türen geschlossen wären. Dann hätte ich den Originalzustand. Aber so…?
Liebe Charlotte…Graffitti drücken meistens Liebe oder eine Revolte oder noch etwas Künstlerisches, das einen zum Träumen oder zur Überlegung bringt. Es kommt vor, dass man den Willen hat, sich davon abzuwenden…Es kommt darauf an…auf die Landschaft rundum…auf die Atmosphäre, die rundum herrscht…auf die eigene Weltvorstellung…auf die eigene Gesinnung.
Ich frage mich, ob ich mir ‚Charlotte‘ als eine Art künstlerischen Grafittis verschiedener Bedeutungen und Anspielungen vorstellen soll?…Antwort auf der Rückseite? Liebste Grüsse.
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… Antwort – spiegelverkehrt….lieber Marseiller… und absolute Interpretationssache…🙃
Liebste Grüße
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Liebste Charlotte, überwiegend ärgerer ich mich über Graffiti-ist selten Kunst dabei- jedoch war ich mal in Berlin in einer abzureißender Garage, die würde für Künstler freigegeben, beeindruckend, was da für wenige Tage entstanden ist. Der Abriss wurde -wegen der Kunst- um 14 Tage verschoben. Dort haben sich Künstler aus ganz Europa für wenige Tage einfach so getroffen.
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Graffiti, lieber Novembermann, ist auch so eine Sache – da scheiden sich die Geister… die einen mögen es, die anderen empfinden es als Schmiererei … ich denke, der Augenblick macht’s, und die völlig subjektive Wahrnehmung tut ihr Übriges …
Liebste Grüße in den Tag …
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