Er fällt beinahe über meine lang ausgestreckten Beine. Habe den Mann nicht bemerkt, sinniere gerade über ANBAHNEN. Weiß noch nicht, worüber ich schreiben werde und blättere in meinen Notizen.
Er fällt nicht. Macht einen großen Schritt über die Beine und lässt sich in der Mitte der Sitzbank nieder. Ist das nicht ziemlich unbequem?, denke ich. Da stoßen zwei Sitze zusammen. Da gibts einen Hügel unter´ m Hintern… Nee – stört ihn nicht. Er ist praktisch mit der Berührung der Mitte – in der eigenen Mitte. Total weg. Vertieft… In seinen Collegeblock.
Formeln stehen da drin. Und Sätze – rot unterstrichen. Erst denke ich an Informatik oder Mathe. So richtig nach Informatikstudent sieht er aber nicht aus. Oder ich muss wieder eine dieser Schubladen in meinem Hirn lüften. Leicht südländisch würde ich denken. Rundes Gesicht, typischer Achttagebart, keine Brille. Nee – ganz bestimmt nicht Informatik. Dafür ist er nicht abgezehrt genug. Eher gegenteilig.
Er denkt leise vor sich hin. Sein Telefon klingelt und er meldet sich auf arabisch. Die linke Hand hält das Telefon – die rechte den Collegeblock. Beim Betrachten der Formeln – die dann doch eher nach Chemie aussehen, fallen mir helle Stellen auf dem leicht gebräunten rechten Handrücken auf. Schauen aus, als wär da was raufgetropft. Die Haut an diesen Stellen ist noch ganz frisch. Rosa. Chemieunfall? Missglücktes Experiment?
Die Flecken ziehen sich über alle vier Handknöchel bis runter zum Daumen. Unterschiedlich groß. Das hat bestimmt weh getan, denke ich.
Der Mann redet immer noch arabisch und bemerkt meinen Blick. Irritiert betrachtet er, was ich betrachte. Scheint ihm unangenehm zu sein, denn er versenkt Hand und Collegeblock in seinem Rucksack.
Kurz kommt mir der Gedanke, dass er in eine Schlägerei verwickelt war. Klar, wäre auch möglich. Ist ja nur die rechte Hand, die so ausschaut. Müssten dann aber nicht die Handknöchel mehr in Mitleidenschaft gezogen worden sein..? Die Flecken sind eher da drunter. Und – nee – sind auch keine Pigmentflecken. Die sehe ich öfter… die würde ich erkennen.
Fragen kann ich den Mann auch nicht. Trau ich mich nicht. Und außerdem muss ich aussteigen und wieder über den Bahnhof rennen, um den Anschlusszug zu kriegen. Die Türen der Bahn öffnen sich und ich sprinte die Treppen runter, durch den Tunnel und auf der anderen Seite die Treppen wieder rauf.
Ich erwische ihn noch – den Zug… Finde sogar einen Platz – die Bahn ist proppevoll – und versuche wieder zu Atem zu kommen. Plötzlich steht der Mann aus der Bahn mit dem Collegeblock neben mir. Er atmet ebenfalls schwer.
„Heißes Öl … „, sagt er. Dann dreht er sich um und geht.
…. und ich hatte schon Angst, dass ich die Woche „Ohne“ Dich überstehen müsste ……
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Nee … keine Sorge, lieber Novembermann – nur gestern war es einfach zu spät … da hatten alle Gedanken nur noch einen Gedanken:… BETT…😉
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Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das hast du nicht im Ernst erlebt 😆
Bloß gut, dass dir auf den letzten Drücker immer wieder interessante Menschen über den Weg laufen 👍🏼
Dankeschön 😀
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Doch, doch … liebe Tini… wobei ich natürlich nicht weiß, ob er jetzt wegen mir so gerannt ist – oder ob er ganz profan – nur seinen Zug erreichen musste… schön, dass die Antwort offen bleibt … und – ja – war tatsächlich Begegnung in allerletzter Minute….🙏
Liebe Grüße
Charlotte
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Liebe Scharlotte. Anfangs stellte ich mir vor, es gehe diesmal in deiner Schrift um Metoo ! Glüchlicherweise nicht!… Nach ein paar Zeilen konnte ich verstehen, dass es sich um einen jungen Mann, einen Studenten handelt. Ob er dich am Ende zufällig trifft, ist fraglich. Wollte er unbedingt weiter mitfahren? Hatte er nicht die Absicht, sich zu rechtfertigen?….Was das Bild betrifft, sind das leckere hausgemachrte Knödel (Klösse….was sagt man in Berlin dafür?)? Mir läuft Wasser im Mund!…Liebe Grüsse.
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….das sind Hefeklöße…. etwas unorthodox zubereitet…. du weißt, dass die Schalotte in Deutschland ein Zwiebelchen ist …?!😉
Liebste Grüße
Charlotte 😎
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