Zum ersten Mal seit ich diesen Blog schreibe, denke ich – es passiert nichts… Da sitze ich in der Bahn und es passiert gar nichts. Dabei ist Samstag – da ist immer irgendwas los. Nee. Heut nicht.
Gelangweilt schaue ich aus dem Fenster und überlege, worüber ich schreiben soll. So ein kleines Wunder wäre schön.
Mir fällt ein: wir haben den 6. Januar – Tag der Heiligen drei Könige… Die hatten Geschenke dabei aber keine Wunder unter ihren Mänteln. Jesus war ja das Wunder…
Wo Gedanken sich so tummeln, wenn sie nur lose Enden sind…
Ich wende meinen Blick vom Bahnsteig zurück in mein Abteil und bleibe an einem Kreuz hängen. Vor mir steht eine Tasche von rivella. Weißes Kreuz auf rotem Grund. Aha. Die Schweiz. Der Mann, der zu der Tasche gehört, trägt ebenfalls ein Kreuz. Das ist nicht die Schweiz. An diesem Kreuz hängt der gepeinigte Jesus. Ich atme einmal tief durch und denke, das ist jetzt nicht wahr… Ein heiliger Mann sitzt mir gegenüber? Schwarze Jacke, schwarze Hose, Energy Drink in der rechten Hand. Die andere hält ein Wurstbrot. Blaugraue Augen hinter Glas. Er kaut und schluckt ohne mich anzusehen.
Wie komme ich auf „heiliger Mann“?
Er trägt eine schwarze Wolljacke. Darunter eine schwarze Strickjacke mit Reißverschluss. Eine schwarze Jeans. Könnte auch ein Architekt sein. Oder einfach jemand, dem die Farbe fehlt… Kein Beffchen…
Und das Kreuz? Ich bin mir meiner Sache nicht sicher. Kreuze sind in. Sind oft nur Schmuck – haben nichts mit Religion, Glauben oder Weltbild zu tun. Und wenn doch, sind sie nicht sichtbar. Nicht sooo sichtbar. Nicht mit dem gekreuzigten Jesus. Vielleicht irre ich mich. Nicht heilig – nur Mann…
Eine Bibel wär gut. Dann wäre ich mir sicher. Der Mann in schwarz ist fertig und kramt in seiner rivella – Tasche. Mein Herz klopft als er tiefer zu graben beginnt. Die Hand kommt wieder zum Vorschein. Sie hält ein Buch. In altdeutscher Schrift. Die Bibel…
Der Mann in schwarz öffnet sie, blättert und findet seine Seite. Orange angemarkert ein Psalm. Sacht streicht er mit der Rechten über die Worte und blickt auf. Direkt in meine Augen.
Hallelujah, denke ich… du bist ein heiliger Mann. Ein Mann der Kirche…mit Energy Drink zum Frühstück…
Mein kleines Wunder?
Ein leises Lächeln begleitet mich zur Tür. Kein Wort haben wir gesprochen. Und doch – irgendwie ist eine Menge gesagt worden…
Es leibt spannend Dir zu folgen. Und kaum habe ich den Blook geöffnet, scheint mir die Sonne in mein Gesicht
-Zufall- ?
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Sorry vertippt
Sollte Blog heißen, Autokorrektur 🙂
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Passiert… mir auch… immer wieder…
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Ich finde die Geschichten einfach… Hammer!!!
WIRKLICH ich kann es kaum Glauben das dir das wirklich passiert , Ich finde das einfach Toll!!!
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Der Mann der Kirche hat auf der Fahrt folgendes Lied für dich innerlich gesungen : “ Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung. Sei uns gegrüsst, du heiliges Kreuz“ Liebe Charlotte, du konntest es nicht ahnen, aber das leise Lächel an dich verriet es! War ich auch in deinem Abteil?
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