Universum

War noch letztes Jahr, als ich in die Bahn stieg und in einem fremden Universum landete.

Sitzplätze sind ja auch abends gern besetzt. Ich finde einen bei einem jungen Mann. Der  macht mir strahlend Platz und sortiert nebenbei seine Ohrstöpsel. Warum strahlt der denn so?, denke ich und beginne ebenfalls meine Ohrstöpsel zu entwirren. Das wiederum führt zu noch mehr Strahlen. Auf englisch fragt mich der junge Mann (vielleicht Inder?), was ich höre. Ich zeige ihm mein Display. Aha. Hans Zimmer. Inception. Kennt er nicht. Ist nicht schlimm. Nicht jeder mag Inception oder Hans Zimmer.

Wir beginnen ein Gespräch über Musikvorlieben. Auf englisch. Und er fragt mich, ob ich seine Musik hören möchte. Klar, warum  nicht…? , antworte ich. Da reicht er mir seinen rechten Ohrstöpsel  und bittet mich, zu hören…

Gegen jede Regel meiner Mutter verstoßend: erstens: lass dich nicht von fremden Männern ansprechen, zweitens: nimm nichts von fremden Männern an und drittens: steck dir keine fremden Ohrstöpsel in die Ohren…, nehme ich den Ohrstöpsel und steck ihn mir ins Ohr…

Glaubt mir – ich bin nicht auf einem Esoterik Trip, nehme kein LSD und habe auch keine Erfahrung mit Wunderpilzen. Musik reicht aus… Das, was ich da gerade in meinem linken Ohr habe, ist Musik, die mich in ein anderes Universum mitnimmt.

Wie gut, dass ich sie nur in EINEM Ohr habe…

Sphärisch, schwere Klänge steigen in mein Hirn – irgendwo hängt da ein leises Läuten. Instrumente, die ich nicht benennen kann, setzen spiralförmig ein… wirklich spiralförmig … Ich höre und höre. Das ist keine Wanderung – das ist Worp 2…

Dann ist es vorbei. Der junge Mann, von dem ich immer noch nicht weiß, wo er geboren wurde, wickelt seine Ohrstöpsel auf, strahlt mich an und geht. Schon wieder ein Abschied, denke ich.

Eher aus Versehen, denn aus Neugier, werfe ich einen Blick auf meine Mitreisenden. Scheu schauen sie an mir vorbei. Wer bin ich, dass ich mir fremde Ohrstöpsel ins Ohr stecke?

Ich muss lächeln: diese Momente – so offen – so selten… muss man zulassen dürfen…

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Euch, die ihr mich lest, meinen Blog verfolgt, ihn weiter bringt…

euch wünsche ich ein verrücktes Jahr, ein liebevolles Jahr – ein Jahr, das achtzehn geworden ist – volljährig sozusagen. Bei dem man noch mit allem rechnen darf, das sich erleben lassen will…

Charlotte

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