Eine Frau mit Hut, laut telefonierend, stürmt in letzter Sekunde durch die sich schließenden S-Bahntüren. Sie lässt sich mir gegenüber fallen und telefoniert weiter. Ich schiebe meinen Lautstärkeregler in den roten Bereich, um nicht mithören zu müssen. Keine Chance. Ihr Sohn ist von einem Insekt gestochen worden – immerhin – wir haben November – und reagiert allergisch. Am anderen Ende scheint eine Arzthelferin zu sein, die ihr schon für morgen früh einen Termin anbietet. Ich nehme meine Stöpsel aus den Ohren und werfe einen Blick auf die Frau mit Hut. Tief seufzend beendet sie ihr Gespräch, notiert den Termin in ihrem Handy und schaut mich entschuldigend an. „Ich weiß nicht, was ich ohne Handy machen würde. Alle Termine muss ich in der Bahn klären – vor der Arbeit. Ich gehe voll arbeiten und habe vier Jungs. Da gibts eine Menge zu organisieren.“ Innerlich ziehe ich den Hut. Vier Jungs und voll arbeiten… „Wie geht das?“, frage ich. „Morgens mache ich die Wäsche und wer zuerst nach Hause kommt, hängt sie auf. Dann gibt es einen Plan, wer, wann den Jüngsten abholt. Den großen Einkauf mache ich am Sonnabend und für alles was zwischendurch fehlt, muss einer loslaufen. Nur so funktioniert`s.“ Ich bemerke die Schatten unter ihren Augen und auch, dass weder ein Vater noch ein Partner erwähnt wird. Gerade will ich noch irgendwas freundliches sagen, da klingelt ihr Telefon: houlding out for a hero… Bonnie Tyler…