Oha… Das muss ich erstmal verdauen. Die Abwesenheit von Glück…ja… anwesend fühlt sich anders an. Die Abwesenheit ist so gänzlich. Eine Leere in mir, die darauf besteht, verdrängt zu werden. Sie erklärt ihr Ausbreiten damit, dass sie nur Platz schaffen will – für das Glück.
Mein KLEINES VORMIR verdreht die Augen und boxt die Leere: so´n Quark, Charlotte, wenn dich das Glück überkommt, ist es so mächtig – da braucht´s keine Leere für, die Platz schaffen möchte.
Das KLEINE HINTERMIR lässt sich rittlings mit ausgebreiteten Armen in die Leere fallen: Charlotte – ich kann fliegen, hör ich´s aus der Dunkelheit. Erschrocken greift mein KLEINES VORMIR zu seinem Schild: wage es ja nicht, Charlotte! Es scheint als würde es größer werden, und auch sein Schild beginnt zu leuchten.
Meine Arme sinken, die Zehen ziehen sich aus der Leere zurück. Diese seufzt tief auf und wird noch ein wenig leerer.
Wieso hat Leere so eine Anziehungskraft? Es ist, wie an einem Abgrund stehen. Der Wind pfeift dir um die Ohren, die Zehen krallen sich ins Geröll und du willst wenigstens einen kleinen Blick in die Unendlichkeit werfen. Beugst dich noch ein wenig mehr vor, findest schwankend in dein Gleichgewicht und riskierst den Blick, der auch dein letzter sein könnte.
In Bruchteilen von Sekunden nimmst du die Schönheit wahr, das Leben, den Duft, und du spürst deine Endlichkeit. Wirfst dich mit klopfendem Herzen zurück, weg vom Abgrund – hat noch Zeit mit der Endlichkeit. Atmest tief Leben ein und gleich nochmal. Wärme durchströmt dich, Endorphine tanzen – ein ganzes Arsenal an Glückshormonen überrennt dich und besetzt jede Zelle in dir.
Deshalb hat Leere so ein Anziehungskraft. Sie ist das Tal vor dem Berg und hinter dem Berg. Wo ein Tal – da auch ein Berg. IMMER. Manchmal braucht´s halt etwas länger.
Und… die Abwesenheit von Glück, heißt noch lange nicht – unglücklich sein…
